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Ist spielen am Computer nun Sport oder nicht?

Diese Frage wird in den Medien immer häufiger gestellt, da eSport eine explosionsartige Entwicklung erlebt sowie mehr und mehr an Akzeptanz und Popularität gewinnt. Neben einigen Firmen wie Euronics haben die Bundesligavereine, Schalke und der VfL Wolfsburg, eine eSport-Abteilung. Und es geht nicht nur um die Fußballsimulation FIFA. Hierzulande werden eSport-Tuniere auch immer beliebter und füllen Stadien. Beim League of Legends Finale 2015 in der Mercedes-Benz-Arena (Berlin) waren die Tickets innerhalb von nur 90 Sekunden (!) ausverkauft. Preisgelder dieser Turniere gehen oft in die Millionen. Es gibt sicher einige Sportler, die davon nur träumen können.
Trotz allem wird in Deutschland - im Gegensatz zu Schweden, Russland oder Südkorea - der virtuelle Wettkampf aufgrund fehlender sportartbestimmender motorischer Fähigkeiten vom DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) nicht als Sportart anerkannt. Bei Schach oder Schießen soll dies aber gegeben sein?
Die Sporthochschule in Köln, wo eSport seit über fünf Jahren untersucht wird, kommt zu dem Ergebniss, dass ein professioneller eSportler Parallelen zu anderen Sportarten aufweist. Zum Beispiel ein Cortisolausstoß wie ein Rennfahrer oder Herzfrequenzen wie ein Läufer. Dabei kommen Spieler auf bis zu 400 APM (Aktionen pro Minute). Diese Aktionen sind dazu noch gezielt auf das jeweilige Spiel gerichtet, weswegen die Konzentration aufgrund des rasanten Spielgeschehens die eines Schachspielers wohl übersteigt. Allerdings muss man dazu auch erwähnen, dass viele professionele Videospiele-Spieler kaum eine ausreichende Kondition haben, um länger als fünf Minuten auf einem Laufband zu überstehen. Ja, das Klischee von Pizza, Pommes und Energy-Drinks trifft oftmals zu. Dabei könnten sie durch ein wenig sportliches Training (nicht die 12 Stunden täglich vor dem Monitor) und ausgewogener Ernährung sicher die Fingerfertigkeit und vor allem die Konzentration erheblich verbessern. Doch eines ist sicher: Die Ablehnung, eSport offiziell als Sportart in Deutschland anzuerkennen, hat noch weitere Gründe – nämlich die ethischen. Abgesehen von Sportspielen wie FIFA ist es meist das Ziel, den Gegner zu töten. Wir reden immernoch von Pixeln auf dem Monitor und nicht von einer zugelassenen Sportart die das Ziel verfolgt, seinen Kontrahenten zu schlagen und möglichst viele Treffer zu erzielen. Das hat in seltenen Fällen (z.B.: Braydon Smith am 16. März 2015) bereits zum realen Tod geführt. Kein Zocker hat bis jetzt seinen tödlichen Joystick in einem Waffenschrank verschließen müssen, ist auf seinem Stuhl verunglückt oder hat seinen Kontrahenten mit einer Tastatur erschlagen.   (E.C.)

Übrigens: Die Videospielebranche hat 2015 in Deutschland (2,81 Milliarden Euro) mehr umgesetzt wie die erste Bundesliga in der Saison 2014/15 (2,62 Milliarden Euro). Weltweit sind 91,8 Milliarden US-Dollar eingefahren worden. Deutschland steht auf Platz fünf hinter China, USA, Japan und ganz knapp Südkorea im Videospielemarkt.

Zuschauer: Bei der ESL One Serie haben in der Commerzbank-Arena über 22.000 Zuschauer die Pixel auf der Leinwand beobachtet. Über Onlineportale wie twitch wurden allein bei diesem Event insgesamt knapp 19 Millionen Zuschauer gemessen.

Preisgelder: „The International” (Dota2) war in diesem Jahr mit über 20 Millionen US-Dollar das höchstdotierte eSport-Turnier. Das Gewinnerteam bekam alleine 9,1 Millionen US-Dollar (8,5 Mill. Euro).
Wie bei anderen Sportarten sind die Preisgelder von der Popularität des Spieles abhängig.

Foto: Die Spieler werden gefeiert wie bei einem großen Boxkampf. Hier zu sehen bei der ESL ONE 2015 in der Kölner Lanxess Arena. © Foto: Patrick Strack/ESL