Schwertkampf gegen Shooter, MOBAs und MMORPGs – wie kann sich Ubisofts „For Honor” behaupten? Auf jeden Fall im grafischen Sektor. Während des obligatorischen Tutorials zu Beginn kamen wir aus dem Staunen nicht heraus – aber eins nach dem anderen. Wir wählen zu Anfang zwischen Ritter, Samurai oder Wikinger und betreten einen kleinen Burghof um die Steuerung zu lernen. Unser Ritter haut mit leichten oder schweren Schlägen zu. Im Deckungsmodus, der Mann gegen Mann Kampf, gibt es drei mögliche Angriffsrichtungen die wir mit der Maus auswählen. Solange keine Attacke ausgeführt wird, blockt der Charakter Schläge in angegebener Richtung. Mit dem Guard Break (Fußtritt) kann die Blockade durchbrochen werden. Wer gekonnt den Gegner dahin provoziert und geschickt einen Angriff ausführt, dem stolpert der Gegner auch mal mitten in das Schwert. Nach einer kurzen Eingewöhnung findet man sich in der Steuerung ganz gut zurecht und wir laufen zum nächsten Checkpoint des Tutorials. Dabei muss eine kurze Treppe überwunden werden. Diese sind wir ungefähr 20 Mal rauf und runter nur um den Charakter bei seinen Bewegungen zu beobachten. Einfach faszinierend zuzuschauen, wie der Oberkörper nach vorne oder zurückgedrückt wurde während der Überwindung der Stufen. Als wir uns sattgesehen hatten kam gleich der nächste Grafikhammer – die Aussicht auf den Burghof. So lebendig und realistisch gestaltet, dass uns die Kinnlade hängen blieb.
Die Singleplayerkampagne um-fasst 18 Missionen, die alleine oder im Koop bestritten werden können. Allerdings ist der Koop nur für Freunde die nicht alleine spielen wollen. Das bringt natürlich Spaß, aber leider keinen Vorteil da, man sich nicht gegenseitig unterstützen kann oder verschiedene Wege nutzen könnte. Im Kampagnenmodus lernen wir auch fast alle zwölf Helden (jeweils vier aus den Grundklassen) kennen. Somit kann sich der Spieler über den Singleplayer mit ihnen vertraut machen und ist besser für den Multiplayer gewappnet. Auch zur gesamten Handlung passt er gut dazu, denn die Vorgeschichte zu den Multiplayerschlachten wird erläutert. Allerdings ist die Story nicht immer nachvollziehbar. Unser Held stellt zwar sinnlose sowie grausame Befehle in Frage, führt sie aber aus wie ein dressierter Hund. Die Missionen laufen meist nach einem Schema. Durch einige KI-Grüppchen schnetzeln um dann immer wieder mal einem härteren Gegner gegenüberzustehen. Die Inszenierung des Ganzen ist aber der Grund, warum wir nicht nach der vierten Mission das Schwert geschmissen haben. Zum Beispiel schwingt sich unser Held kurzer Hand in den Sattel und liefert sich eine Verfolgungsjagd durch die Wälder. Leider schlug der Versuch fehl etwas Humor mit zu verpacken und wirkte irgendwie deplatziert. Insgesamt leisten die deutschen Sprecher trotz allem eine gute Arbeit.
Der Multiplayer bietet fünf verschiedene Spielmodi. Zwei davon sind Deathmatches mit oder ohne Respawn. Dann gibt es ein klassisches Mann gegen Mann (für die „Skill”er) und den Brawl, in dem es zwei gegen zwei zur Sache geht. Das Herzstück ist Dominion. Genau wie bei großen Shootern müssen Punkte eingenommen und gehalten werden. Das ganze wird mit acht Spielern (vier gegen vier) absolviert – unterstützt von KI-Kämpfern die wie Creeps/Minions unerbittlich an die Front marschieren.
Aber das ist noch nicht alles. Bei Spielstart muss man einer Fraktion (Ritter, Samurai oder Wikinger) die Treue schwören. Dies hat keinen Einfluss auf die Charakterauswahl bestimmt aber, welche dieser Fraktionen wir mit Kriegsressourcen unterstützen. Denn mit jeglichem Ergebnis aus den PvP- und Bot-Runden können wir die erhaltenen Ressourcen auf der Weltkarte einsetzen. Alle sechs Stunden werden die Frontlinien entsprechend verschoben. Der besondere Clou daran: Der Fraktionskrieg wird plattformübergreifend geführt. PC Spieler kämpfen also auf der gleichen Karte wie die Konsoleros auf PS4 und Xbox. Alle zwei Wochen gibt’s dann die Kriegsbeute für die Spieler in Form von Waffenteilen oder Abzeichen, je nachdem wie die Fraktion abgeschnitten hat. Nach insgesamt zehn Wochen gibt es eine erneute Ausschüttung von Bonusmaterial und die Karte wird zurückgesetzt. Eigentlich ein großartiges Feature, aber für den einzelnen Spieler wenig spannend, da er nicht wirklich zu dem Geschehen beitragen kann. Erst große Clans oder ganze Communitys können spürbaren Einfluss nehmen.
Faszinierend bei dem ganzen Kriegsgeschehen ist zudem die Veränderung der Karten auf denen gespielt wird. Wenn zum Beispiel die Wikinger bestimmte Teile einnehmen, wird der Schauplatz winterlich und Eis-Texturen kommen zum Einsatz.
For Honor ist eine gute Abwechslung mit frischem Wind und einer überragenden Grafikkulisse. Ein durchdachtes Kampfsystem sowie funktionierendes Balancing in einem zehn Wochen dauernden (plattformübergreifenden) Krieg. Mann muss nicht zwingend einen Faible für das Mittelalter haben um dieses Spiel zu mögen. Es gibt noch einige Probleme mit dem Netzwerk/Matchmaking aber wir hoffen auf einen baldigen Patch der dies behebt. Jetzt fehlt noch ein Modus, bei der Spieler mit Belagerungsmaschinerie erst die Burgmauern einreißen oder erklimmen müssen, um dann in der Festung den Burgherrn zu besiegen und somit das Schlachtfeld für sich zu entscheiden. (E.C.)
Detailverliebte Figuren,
lebendige Umgebung,
gutes Balancing,
Kampagne bereitet auf Multiplayer vor,
wechselnde Texturen der Karten,
Kampagne komplett als Koop spielbar
Belanglose Story,
stellenweise Verbindungsabbrüche,
einzeln oder in kleiner Gruppe keinen Einfluss auf den Fraktionskrieg
Screens: E.C.