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Prey (PC-Version)

„Total Recall” gemischt mit „Half Life” sowie einer Prise „Und täglich grüßt das Murmeltier”. So würde ich das Spiel „Prey” von Ubisoft in einem Satz beschreiben.

Der von Arkane Studios (Dishonored) entwickelte Titel hat mit dem gleichnamigen Spiel von 2006 nichts zu tun.
Zu Beginn kann ich zwischen einem männlichen und weiblichen Protagonisten wählen und entscheide mich für den Kerl. Das Spiel beginnt mit einem Wecker, der unseren Charakter aus den Träumen holt. Kaum aus dem Bett kommt ein Anruf unseres Bruders Alex, der mir einen Helikopter schickt, damit ich ein paar Tests absolvieren kann. Nach einem wirklich hübschen Flug über die Großstadt geht’s dann auch los und ich denke, dass jetzt ein Tutorial folgt. Falsch gedacht. Während des dritten Tests passiert ein Unglück, Gas strömt durch den Raum und im nächsten Moment wache ich wieder, von Musik untermalt, auf. Der Wecker zeigt das gleiche Datum. OK, habe ich was beim Test falsch gemacht? Muss ich von vorne anfangen? Nein, etwas ist anders. Der Anruf meines Bruders fehlt. Das Zimmer nochmals durchsuchen. Auf dem Computer sind jetzt andere E-Mails: „Gefahr, Verschwinden Sie!”. Ein mysteriöser „January” meldet sich und verkündet mir das gleiche, dass ich mich in großer Gefahr befinde und der „gestrige” Tag kein Traum war. Alles was in den nächsten Minuten folgt ist ziemlich cool. Das müsst ihr euch aber selbst anschauen.

Wir sind mittlerweile auf einer Raumstation mit dem Namen Talos 1. Es herrscht Alarmzustand, was ich über die Lautsprecher mitbekomme – denn lebende Menschen sehe ich keine. Dafür gibt es andere Lebensformen die mir den Garaus machen wollen. Mithilfe von January, verschiedenen E-Mails, die ich auslese und anderen Informationsquellen bewege ich mich im Open-World Stil durch die Talos 1 und bekomme häppchenweise Zugang zum Spielverlauf.
Morgan kann mit Hilfe von allerlei Technik nach und nach neue Fähigkeiten erlernen und diese verbessern. Darunter zum Beispiel das Hacken von Passwörtern und Zugangscodes, größere Reparaturkenntnisse sowie verbesserte physische Eigenschaften. Auch Waffen lassen sich stufenweise verbessern. Für den Spieler sind die Ressourcen allerdings sehr begrenzt. Sich den Weg einfach freischießen ist somit nicht immer die beste Wahl. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, unentdeckt an sein Ziel zu kommen. Schleichen oder einen anderen Weg zu benutzen. Mit der Gloo-Kanone, die eine Art aushärtenden Schaumstoff verschießt, können wir sogar den Feinden Wege abschneiden oder neue erschaffen. Als eine kleine Schachtel getarnt am Gegner vorbei schleichen oder in kleine Schächte zu schlüpfen, das gibt es nur in Prey und ist durch eine erlernbare Fähigkeit möglich.

Das Spiel ist ein großes Action-Adventure mit Rollenspiel-Elementen. Und absolut fesselnd. Auf der einen Seite immer auf der Suche nach neuen Ressourcen, um sich zu verbessern, auf der anderen bekommt der Spieler in einer Mail ein Häppchen – wie zum Beispiel die Aussicht auf einen neuen Bauplan – und die Suche geht los. Zwischendurch findet Morgan neue Codes und mit  fortschreitendem Spiel bekommt man immer mehr Türen auf und somit Zugang zu neuen Räumlichkeiten, die wieder viel Neues zu bieten haben. Nach 10 Stunden Spielzeit haben wir nicht einmal die Hälfte der Hauptstory absolviert. Speedgamer haben diese allerdings in unter einer Stunde geschafft. Die gesamte Spielzeit hängt also wirklich von euch selbst ab und wie viel Zeit ihr in Nebenquests absolviert. Doch ein zweites Durchspielen lohnt sich auf Grund der freien Entscheidung, wie man Missionen absolviert. Dadurch, dass mehrere Wege zum Ziel führen, möchte man doch noch einmal alles erkunden und neue Wege finden. Zudem haben getroffene Entscheidungen während des Spieles Auswirkungen auf das Ende.

Aber nicht alles kann man durch eine rosa Brille betrachten. Was mich am meisten irritiert, ist die Tatsache, dass der virtuelle Charakter sich nicht sehen kann. Spiegel als Dekoration sind sowieso „blind”. Aber es gibt spiegelnde Flächen, die den Hintergrund zeigen, allerdings hätte Morgan ein Problem damit, wenn er sich rasieren wollte. Ansonsten ist die Grafik durchaus solide, auch wenn man aus der Cryengine3 mehr rauskitzeln könnte. Dafür läuft Prey aber flüssig, selbst auf älteren Mittelklasse-Rechnern.

Wer einen Shooter erwartet, um in einer Raumstation auf Alienjagd zu gehen, der sollte die Finger von Prey lassen. Diejenigen unter euch, die auf Rätsel stehen, die Möglichkeit der verschiedenen Wege lieben oder die Herausforderung suchen, mit wenigen Ressourcen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, sind mit Prey bestens beraten. Ein bis zum Ende spannendes Action Adventure!   (E.C.)

Freie Charakterentfaltung,
offenes Spieldesign,
detailreiche Entdeckungsreise in Dialogen und Mailverkehr,
Waffe zum Treppen bauen,
ordentliche Spielzeit,
Schnellspeicherfunktion,
Schwierigkeitsstufe jederzeit wechselbar

Gegner brechen Verfolgung zu schnell ab,
hin und wieder zu lange Laufwege,
zu wenig Leben auf Talos 1,
Musik wird an falschen Stellen dramatisiert,
einige schwache Texturen

Screens: E.C.