← Zurück zur Übersicht

Wolfenstein 2: The New Colossus

Bethesda und Entwickler Machine Games schicken BJ Blazkowicz in einer alternativen Zeitlinie wieder in den Krieg gegen die Nazis. OK, in der deutschen Version ist es das Regime und der Führer ist der Kanzler. Diesmal geht es auf – vom Regime besetzten – amerikanischen Boden, unter anderem nach New Mexico – Roswell. Hm, da war doch was. Finden wir einen Wetterballon den wir gegen unsere Feinde einsetzen?

Aber von Anfang an. Keine Sorgen wenn ihr den Vorgänger, „The new Order” nicht kennt. Zu Beginn bekommt man eine gelungene Zusammenfassung der Ereignisse und „The new Colossus” beginnt, wo „The new Order” aufgehört hat. Blazkowicz ist ziemlich lädiert und sitzt erst mal im Rollstuhl, während das Regime, angeführt von Generalin Engel, das U-Boot entert, von dem aus die Untergrundbewegung operiert. Rollstuhl oder nicht, wir wollen den Eindringlingen den virtuellen Hintern aufreißen und rollen mit einer Wumme auf dem Schoß durch die engen Gänge. Trotzdem schafft es Frau Engel uns zu schnappen und wir stehen vor der gleichen Wahl wie im Vorgänger, welchen Mitstreiter wir opfern müssen. Die Wahl verändert wieder einige Spielelemente, wodurch sich ein zweites Durchspielen lohnt. Es gibt andere Dialoge und Zwischensequenzen, entweder Laserkanone oder einen ferngezündeten Granatwerfer oder auch Variationen in Nebenaufgaben. Ober-Schurkin Engel eliminiert in ihrer sadistischen Art auch gleich unsere Anführerin. Dadurch bekommen wir den Da‘at Yichud-Anzug (auch aus dem Vorgänger bekannt) und sind nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen. Der Kampf kann beginnen.

Story und Atmosphäre sind der große Clou des Spiels. Machine Games gelingt es wunderbar, von einem Gemütszustand in den nächsten zu wechseln, ohne aufgesetzt zu wirken. Zum Beispiel kommt während einer herzzerreißenden Szene direkt ein Toilettenwitz, was aber absolut ins Bild passt. Unser Held darf neben brutalem Gemetzel auch mal seine weiche Seite zeigen. Dabei holen ihn seine Kindheitserinnerungen immer wieder ein und sorgen so für eine emotionale Achterbahnfahrt. Verdanken kann man dies auch dem guten Synchronsprecher. Leider wurde wenig auf Lippensynchronität geachtet. Häufig sieht es aus wie bei Stars die den Text vergessen haben, das Playback jedoch munter weiterspielt.
Die Levels, durch die wir uns schlagen, sind Schlauchartig angelegt. Trotzdem meist weitläufig mit vielen Möglichkeiten, um unentdeckt Offiziere ausschalten zu können. Diese schlagen sofort Alarm, wenn wir uns zeigen. Allerdings entsteht oftmals das Gefühl, dass es gar nicht möglich ist, einen Alarm zu verhindern. Ist dieser dann ausgelöst, hilft nur noch die Rambo-Methode – möglichst mit dem bekannten Aikimbo (zweihändig bewaffnet).
Schon ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad wird das Spiel knackig. Die KI macht dabei einen soliden Eindruck. Nicht die Schlauesten, die uns einkesseln, aber so intelligent, dass sie auch mal Deckung suchen.
BJs Waffen können mit Verbesserungskits, die man unterwegs findet, aufgerüstet werden. So wird aus einem Sturmgewehr schnell ein panzerbrechendes Scharfschützengewehr. Später kommen, nach einer trashigen Wende, noch Kampfmods hinzu, welche uns durch einige Wände brechen lassen oder uns mit ausfahrbaren Stelzen belohnen, um taktische Vorteile genießen zu können. Mit einer Menge Sammelbarem, darunter auch wieder die sehr gelungenen Schallplatten, wird die Spielzeit in die Höhe getrieben. Auch kann der Spieler mit aufgesammelten Codekarten der Offiziere bereits abgeschlossene Level wiederholen. So kommt man locker auf bis zu 20 Stunden Spielzeit.

Grafisch ist „The new Colossus” absolut Top. Schöne Partikeleffekte, tolle Tiefenschärfe, beindruckende Texturen und sehr viele kleine Details, die sich wunderbar in die Atmosphäre einfügen. Die Musikuntermalung ist in Ordnung, geht aber manchmal unter, anstatt richtige Spannung zu erzeugen.

Wolfenstein 2: The New Colossus ist ein grandioser Oldschool-Shooter, der den Vorgänger stellenweise übertrifft. Faszinierend sind die vielen kleinen Details, für die sich andere Shooter nicht mal die Finger schmutzig machen würden, wie zum Beispiel tiefgründige Gespräche von Passanten am Straßenrand. Dazu sieht das Spiel blendend aus und es macht Spaß, der Story zu folgen und sie gegebenenfalls erneut zu spielen, um anfangs eine andere Wahl zu treffen. Shooterfreunde, mit diesem Spiel macht ihr beim Kauf nichts falsch.

Sehr gute Storyerzählung,
Detailverliebtheit,
viele Zwischensequenzen,
B-Movie flair,
schöne Humoreinlagen,
Quicksave!

Oft fehlende Lippensynchronität,
Nebenmissionen sehr ähnlich