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GroKo plant eSport-Anerkennung und Förderung von Videospielen

Ganz langsam rutschen endlich Menschen in die oberen Reihen der Politik, die mit Begriffen wie eSport und Games etwas anfangen können. Weil sie selbst damit aufgewachsen sind. Solche Menschen sind in der Arbeitsgruppe „Digitales” (insgesamt 17 Politiker) und die Verhandlungsführer, Helge Braun (CDU), Dorothee Bär (CSU) und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil haben in Berlin die wesentlichen Ergebnisse vorgestellt. So steht in diesem Papier unter anderem folgendes: „Wir erkennen die wachsende Bedeutung der eSport-Landschaft in Deutschland an. Da eSport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir eSport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.”
Ich finde das großartig und der Präsident des eSport-Bund Deutschland (ESBD), Hans Jagnow, bringt es auf den Punkt: „Das ist ein massiver Schritt nach vorne für den eSport in Deutschland”. Er hofft auf eine offizielle Anerkennung noch in diesem Jahr. Dadurch könnten eSport-Vereine (Clans, Teams, usw.) von Förderungen profitieren, als gemeinnützig eingestuft werden und Steuererleichterungen bekommen; bundesweiten Amateurstrukturen stünde nichts mehr im Weg. Auch die Reisefreiheit, die andere Profi-Sportler haben, kann eSportlern zu Gute kommen.

Natürlich gibt es auch Gegenstimmen wie die des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. „eSports kann Vereinssport in keinster Weise ersetzen” oder „Fußball gehört an die frische Luft und auf den Rasen” sind seine Argumente. Da hört man, wo das Alter zu hoch ist und der Fortschritt aufhört. Von der fehlenden Logik ganz zu schweigen – denn Fussball mit eSport (wahrscheinlich kennt er nur FIFA) zu vergleichen ist ja wohl mehr als fragwürdig. Viele Sportarten finden eben nicht im Freien statt. Und eSport kann, allein vom zeitlichen Aspekt her, mehr sozialer Verein sein als jede Einrichtung. Im Fußballverein, um bei seinem Beispiel zu bleiben, wird Personal benötigt, passende Räumlichkeiten sowie ein Sportplatz, nicht verschiebbare Trainingszeiten und vor allem Trikots und Schuhe, die sich viele gar nicht leisten können. Und Grindels Aussage „Ein Stromausfall, und die Freunde sind weg” kontere ich mit Hindernissen wie vom Regen aufgeweichter oder zugeschneiter Rasen sowie umgefallene Tore oder abgebrochene Spiele wegen Hooligans. Im eSport gibt es keine Ultras!

Und mal ganz nebenbei: Die aktuellen Winterspiele finden in einem Land statt, in dem eSport ganz groß geschrieben wird – und das Pariser Olympia-Komitee denkt über ein eSport-Turnier bei den olympischen Spielen 2024 nach. Hier muss ich aber anmerken, dass die Entscheidung, eSport als Sportart offiziell anzuerkennen, nicht bei unseren Politikern liegt. Letztlich bleibt es in der Hand des Deutschen Olympischen Sportbundes und den Sportstrukturen in den einzelnen Bundesländern.

Zusätzlich zum eSport soll nach den Plänen der Arbeitsgruppe „Digital” Deutschland als Standort für Videospieleentwickler um einiges attraktiver werden. So steht in dem Papier: „Mit Blick auf vergleichbare europäische Länderförderungen […] werden wir seitens des Bundes eine Förderung von Games zur Entwicklung hochwertiger digitaler Spiele einführen.” Konkret sollen Fördermittel dafür sorgen, dass hierzulande bessere Wettbewerbsbedingungen herrschen, um mit anderen europäischen Ländern (England und Frankreich haben solche Programme) mitzuhalten. Und das wird verdammt nochmal Zeit! Ich habe mich schon oft mit verantwortlichen Personen großer Spiele-Studios unterhalten. Nicht selten wurden dabei die schlechten Verhältnisse für Entwickler in Deutschland angesprochen. Genau darum sind die eigentlichen Produktionsstudios beispielsweise im benachbarten Frankreich.

Ich bin erfreut über die Pläne. „So soll man es schreiben und so soll es geschehen” ist ein Zitat, welches hier ganz passend in Bezug auf die Pläne der Arbeitsfruppe „Digital” ist. Damit der eSport, endlich auch hier in Deutschland den Stellenwert bekommt, den er längst haben sollte.   (E.C.)