Das erste Battlefield erschien vor 16 Jahren (2002 - BF 1942) und spielte auch in dieser Epoche. 16 Jahre später haut Dice wieder mal mit dem neuesten Ableger in die Vollen. Großartiger Multiplayer sowie ein schneller Singleplayer für zwischendurch zum abrunden. Aber das tollste überhaupt: Kein Seasson-Pass und keine Mikrotransaktionen für Spielrelevantes Equipment. Lediglich kosmetische Neuerungen für den „eigenen“ Soldaten sind vorgesehen. Das bedeutet, jeglichen neuen Content gibt es für lau und nennt sich „Tides of War”. Darunter neue Waffen, Karten, eine Singleplayermission und Modi wie den Battle Royale. Danke Electronic Arts! Das ist eine faire DLC-Politik für ein Vollpreisspiel.
Beginnen wir unseren Test zunächst mit dem Singleplayer. Wie bei den Vorgängern ist auch hier der Singleplayer zum größten Teil nur schmückendes Beiwerk. Allerdings sieht er großartig aus. Insgesamt teilt er sich in drei Teile, in denen der Spieler die Kriegsgeschichte von jeweils einer anderen Person spielt. Als erstes ist der kriminelle Brite Billy Bridgers an der Reihe. Ihm wird Amnestie Versprochen für einen Guerilla-Einsatz in Nordafrika. Mit Widerstandskämpferin Solveig, als zweite Protagonistin, kämpft man im eisigen Skandinavien. Inklusive Skipisten, vereiste Fjorde und Bunkeranlagen spielt man sogar ein Mutter-Tochter-Drama, nach wahren Begebenheiten durch. Der afrikanische Kolonialsoldat und Draufgänger Tirailleur durchbricht in der Provence die deutschen Frontlinien im Auftrag Frankreichs.
In guten sieben bis acht Stunden sind die Abenteuer durchgespielt. Immerhin etwas mehr als die üblichen sechs Stunden. Jedoch gibt es einen kleinen Wiederspielwert. Die Level der Kampagne sind größtenteils sehr ausladend aufgebaut und der Spieler kommt mit verschiedenen Aktionen zum Ziel. Ob er eine deutsche Stuka klaut und einen Angriff fliegt oder schleichend, die Feinde mit Nahkampfangriffen eliminierend, das Treibstoffdepot infiltriert und einen Sprengsatz legt.
Für eine mitreißende Story der Charaktere sind die Kapitel einfach zu kurz und die KI reagiert ab und an schon mal etwas seltsam. Jedoch finde ich den Singleplayer besser als im Vorgänger und vorbei ist es damit noch nicht. Im Dezember kommt das Kapitel „Der letzte Tiger” und erzählt – erstmals in einem Battlefield – eine Geschichte aus deutscher Sicht.
Nachdem ich die Solomissionen durch habe und ein paar Kleinigkeiten an Equipment dafür kassiert habe, geht es weiter mit dem Herzstück: den Multiplayer. Entwickler Dice hat an allem geschraubt sowie neue Elemente eingebaut, um dieses Battlefield zu dem besten der Reihe zu machen. So können Soldaten an strategischen Punkten Barrikaden, Stacheldraht oder MG-Nester errichten, um diese Bereiche zu sichern. Stark verändert wurde auch das Spotting-System. Ein kurzer Druck der entsprechenden Taste, Pi-Mal-Daumen gezielt, reicht nicht mehr aus, um Gegner zu markieren. Ein längerer Sichtkontakt ist nun erforderlich zum spotten eines Feindes, was mir sehr gut gefällt.
Beim Respawn wird Standardmäßig nicht mehr die Übersichtskarte gezeigt, um in einem Kugelhagel zu spawnen, sondern der Spieler kann die Lage in der Third-Person-Perspektive bei seinen Squadkollegen analysieren. Die Karte ist aber nur einen Knopfdruck entfernt um von dort die zahlreichen Flug- und Fahrzeuge zu nutzen die natürlich auch in diesem Teil vorhanden sind.
Der Stellenwert des Zusammenspiels ist so hoch wie nie. Jede Klasse kann zwar gefallene Kameraden wiederbeleben, jedoch nicht so effektiv wie der Sanitäter. Dessen Medipacks sind im Kampf unabdingbar für eine erfolgreiche Schlacht. Verwundete Soldaten regenerieren nur einen Bruchteil ihrer Lebensenergie. Ein Versorgungssoldat darf im eigenen Squad auch nicht fehlen, denn Spieler starten mit nur maximal zwei Magazinen Munition. Teamplay lohnt sich also auf jeden Fall und belohnt erfolgreiche Squads mit Raketenangriffen oder einem Flammenpanzer, der aus feindlicher Infanterie ganz schnell ein Barbecue macht. Aber auch Einzelkämpfer können genügend Punkte absahnen um die gewählte Klasse sowie deren Equipment zu pushen. Was hier wie Standardkost klingt, ist ein gewaltiger Motivationsschub für Spieler. Durch den Rangaufstieg sammelt man einige Boni für die Klasse und auch die einzelnen Waffen können bis Level zehn gepuscht werden. Dabei sammelt der Spieler nebenbei beispielsweise auch neue Farben für Waffenteile. Man möchte jede Wumme leveln, was einen enormen Spielspaß mitbringt und für Langzeitmotivation sorgt.
Bei den Modi bietet Battlefield V bewährte Kost, wie Eroberung, TDM oder Vorherrschaft. „Operations“ sind auch mit von der Partie in etwas abgeänderter Form, nun „Grand Operations”. Sie sind auf mehrere virtuelle Spieltage verteilt und die Leistung der Truppe hat Auswirkungen auf die nächste Phase mit beispielsweise weniger Tickets für das Team. In Vorfreude auf den im März 2019 erscheinenden Battle-Royale-Modus gibt es noch ein „Letztes Gefecht”. Ein teambasierter „Last Man Standing“-Modus in dem zwei Teams gegeneinander antreten, bis der letzte Spieler des feindlichen Teams eliminiert ist. Dabei hat man allerdings nur ein Leben. Was mich persönlich mal wieder reizen würde, wäre ein anständiger „Freeze”-Modus in dem getroffene Gegner eingefroren und vom eigenen Team aufgetaut werden können. Was war das noch schön als die Modding-Szene noch aktiv basteln konnte.
Ich muss sagen, dass ich von diesem Battlefield begeistert bin. Zu Beginn acht wundervoll gestaltete Karten mit abwechslungsreichem Terrain. Wie immer kracht es überall, Häuser werden komplett zerstört und das Mittendrin-Gefühl ist überragend. Die Gameplay-Änderungen sind wirklich sinnvoll und kein testen von möglichen Innovationen, die oft nach hinten losgehen. Manchmal nerven die Schreie von Frauen - passt nicht wirklich in das Setting. Aber das Beste ist das zurückrudern bei dem Mikrotransaktionswahnsinn und der DLC-Politik. Da kaufe ich gerne wieder einen Vollpreistitel und kann ohne Zusatzkosten das gesamte Spielerlebnis mit meinen Freunden genießen. hg